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Fallstricke des antirassistischen Holocaustgedenkens – zur Kritik „multidirektionaler“ Erinnerung – mit Ingo Elbe
Januar 26 @ 19:00 – 20:00
Das Referat für politische Bildung und Soziales des AStA Vechta lädt ein zur Veranstaltungsreihe „Aktionswoche zum Holocaustgedenktag“ im Rahmen der „never again“ Kampagne.
Das Gedenken an den Holocaust wird seit einigen Jahren von antirassistischen und postkolonialen Ansätzen radikal in Frage gestellt. Insbesondere Michael Rothbergs auch in Deutschland gefeierte Theorie einer „multidirektionalen Erinnerung“ stellt die ‚Verflechtung‘ von Gewaltgeschichten in den Vordergrund, um einer, wie er meint, gefährlichen ‚Opferkonkurrenz‘ vorzubeugen und von Rassismus betroffene Menschen in den westlichen Erinnerungsdiskurs zu integrieren. Zu diesem Zweck wird es als produktiv erachtet, die Geschichte der Vernichtung der europäischen Juden in kolonialen Termini zu erzählen und die Geschichte von Kolonialverbrechen auf den Holocaust zu beziehen, um damit die Gemeinsamkeit des Leidens ihrer Opfer zu betonen.
Der Vortrag kritisiert diese erinnerungspolitische Strategie, indem gezeigt wird, dass dabei der Holocaust und der Antisemitismus ihrer Spezifik beraubt werden und an ihre Stelle ein „universell drapierter moralisierender Diskurs über unterschiedslose Opferschaft“ tritt (Dan Diner). Die volkspädagogischen Dogmen und die in der politischen Praxis vertretene Agenda dieses Diskurses weisen zudem eine israelfeindliche und den Antisemitismus der ‚Subalternen‘ oder ‚Anderen‘ verharmlosende Dimension auf.
Dr. Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Zum Thema publizierte er u.a.: “… it’s not systemic”. Antisemitismus im akademischen Antirassismus. In: T. Amelung (Hg.): Irrwege. Analysen aktueller queerer Politik, Berlin 2020. The Anguish of Freedom. Is Sartre’s existentialism an appropriate foundation for a theory of antisemitism?In: Antisemitism Studies/April 2020. Zuletzt erschien sein Buch Gestalten der Gegenaufklärung. Untersuchungen zu Konservatismus, politischem Existentialismus und Postmoderne. (Würzburg 2020)
Zugangslink:
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